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Amt Freiburg

Freiburg - Universitätsbibliothek: Sanierung und Neustrukturierung

Anlass

Die Universitätsbibliothek Freiburg wurde in den 1970er-Jahren als Sichtbetonbau errichtet. Nach mehr als 30 Betriebsjahren löste der Gesamtzustand des Gebäudes die Suche nach einem architektonischen Zukunftskonzept aus. Hintergrund waren vor allem die enormen Betriebskosten, die infolge der konventionellen Haustechnik, die ohne den Einsatz regenerativer Komponenten konzipiert wurde, auf über eine Million Euro pro Jahr angewachsen waren. Die Lüftungs- und Kälteanlagen waren überaltert und dementsprechend störanfällig. Damit einhergehend häuften sich die Beschwerden über die schlechte Qualität der Innenraumluft. Infolge der erforderlichen Einführung einer 24-Stunden-Bibliothek standen aber auch strukturelle Veränderungen der inneren Organisation und der funktionellen Abläufe an. Zudem hat sich auch das städtebauliche Umfeld der Bibliothek stark verändert, sodass aufgrund der erfolgten Verkehrsberuhigung der Wunsch entstanden war, das introvertierte Gebäude aufzubrechen, um es besser mit der Umgebung zu verzahnen und die Zugangssituation zu verbessern.

Treppenhaus Universitätsbibliothek Freiburg

Entwurf und Gebäudekonzeption

Aufgrund der großen Bedeutung der Universitätsbibliothek als signifikantes öffentliches Gebäude im Stadtgefüge und der Komplexität der erforderlichen Maßnahmen wurde das gewünschte Zukunftskonzept über einen Realisierungswettbewerb ermittelt. Das Preisgericht kürte einen Entwurf, der das ursprünglich sehr introvertierte Gebäude zu einem Bau in skulpturaler Kristallform umgestaltet. Dessen unterschiedlich geneigte Fassadenflächen reagieren mit Rück- und Vorsprüngen auf die benachbarte Bebauung. Diese spiegelt sich in der Fassade wider, wodurch zum einen ein direkter Bezug zur Umgebung entsteht, zum anderen die Massivität des Gebäudes gemindert wird. Dank der weitgehend offen und transparent konzipierten Grundrisse konnten die Verkehrsflächen sowie das Gebäudevolumen deutlich reduziert werden: Die neue Fassadenhüllfläche ist 20 Prozent kleiner als die vorherige.

Die innere Organisation der Bibliothek gliedert sich in einen gesicherten Präsenzbuchbereich mit den zugehörigen Lesesälen und Arbeitsplätzen sowie einen ungesicherten Teil für die öffentlichen Nutzungen wie Cafeteria, Parlatorium und Medienzentrum mit Aufnahmestudios. Im gesicherten Buchbereich verbindet eine im zentralen innenliegenden Atrium angeordnete Treppe das Freihandmagazin im ersten Untergeschoss mit den vier Lesesaalebenen. So erhalten die Nutzer beim Wechseln der Geschosse Einblick in das enorme Ausmaß an gesammeltem Wissen. Im Gegensatz dazu sind im öffentlichen Bereich die Treppen und Atrien entlang der Fassade angeordnet und erlauben so Ausblicke nach draußen. Der neu gestaltete Vorplatz wird im Sommer von der Cafeteria genutzt und stellt den gewünschten Bezug zur Umgebung dar.

Informationssaal Universitätsbibliothek Freiburg

Nachhaltigkeit

Durch die Kombination baulicher und haustechnischer Maßnahmen konnte der Energieverbrauch der Bibliothek um 65 Prozent reduziert werden. Damit werden jährlich mehr als 1.400 Tonnen CO2 eingespart. Die energetische Optimierung der Gebäudehülle stellt hierfür einen wesentlichen Baustein dar. So bestehen die transparenten Elemente aus einer Dreifachverglasung, die mit einer selektiven Beschichtung versehen sind, sodass zwar 30 Prozent Tageslicht, aber nur 16 Prozent Wärme beziehungsweise Kälte ins Gebäude gelangen. Die geschlossenen Fassadenelemente wurden als hochwärmegedämmte Paneele mit Chromstahloberfläche ausgebildet. Ein innovatives Heiz- und Kältekonzept hält die Bibliothek zu jeder Jahreszeit auf einer konstanten Temperatur. Hierfür werden die Betondecken durch eingelassene wasserführende Kunststoff-Rohrleitungen als Wärme- beziehungsweise Kältespeicher genutzt. Die im Sommer erforderliche Kühlenergie wird CO2-neutral aus Brunnenwasser gewonnen. Die Heizenergie stammt von der universitären Fernwärme, die im Klinikheizkraftwerk über Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt wird. Eine

Außenansicht Unibibliothek Freiburg

Bauherr und Projektleitung

Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg Amt Freiburg

Architekt

Degelo Architekten BSA SIA AG mit Itten + Brechbühl Bauleitung Amt Freiburg

Gesamtbaukosten

53 Mio. Euro

technische Anlagen: 18 Mio. Euro

Bauzeit

09/2009–06/2015

Auszeichnung

Hugo Häring Auszeichnung 2017