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Amt Tübingen

Tübingen - Sanierung Amt-, Nachlass- und Betreuungsgericht Schellingstraße

Anlass

Im Zuge der Notariatsreform wurde das Nachlass- und Betreuungsgericht in das Amtsgericht Tübingen eingegliedert. Der sich daraus ergebene Platzbedarf konnte an einem der bestehenden Standorte nicht gedeckt werden. Die Neuunterbringung im ehemaligen Garnisongebäude der Thiepval-Kaserne ermöglicht es nun, die bisher auf vier Standorte verteilte Unterbringung an zwei Standorten zu bündeln.

Planungskonzept

Das dreigeschossige denkmalgeschützte Gebäude befindet sich unweit der Tübinger Innenstadt im Süden des Hauptbahnhofs und wurde 1907 erbaut. Seine Konstruktion besteht aus einem Stahlbetonskelett mit verputzten Außenwänden und Fassadengliederungen aus Klinkersteinen. Die verschiedenen Nutzungen, vor allem als Wäscherei, hatten die Bausubstanz in Mitleidenschaft gezogen und machten die Auswechslung der Decke über Erdgeschoss notwendig. Durch die Umnutzung eines bestehenden Gebäudes kann nichtsdestotrotz ein deutlicher Beitrag zum ressourcenschonenden und nachhaltigen Bauen geleistet werden.

Die zwei öffentlich zugänglichen Gerichtssäle mit angrenzenden Besprechungsräumen und das Ausbildungszentrum des Amtsgerichts konnten im barrierefrei zugänglichen Erdgeschoss angeordnet werden. In den Geschossen darüber befinden sich die nichtöffentlichen Büroräume sowie Registraturen.

Innenansicht Gerichtsgebäude

Fassade

Die Erschließung von der Schellingstraße aus erfolgt durch zwei historische Torbögen. Auch auf der Hofseite wurden die ehemaligen Holztore durch Holz-Glas-Konstruktionen ersetzt und belichten die zwei Säle und Besprechungsräume. Um den Außenbezug im Ausbildungszentrum, wurden straßenseitig die Fenster etwas tiefer gezogen und mit einer neuen Rollschicht abgeschlossen. Stark beschädigte Klinkersteine wurden ergänzt und die Fassade malertechnisch überarbeitet. Die neue Nutzung wird über dem Eingang durch den Schriftzug ‚Amtsgericht‘ in Mahlau Buchstaben angezeigt.

Innenansicht Gerichtsgebäude, Sitzungsraum

Innenraum

Durch die ursprüngliche Nutzung als Wagenhalle gab es im Erdgeschoss nur wenige tragende Wände und die Raumaufteilung konnte an die neuen Anforderungen angepasst werden. Die Stahlbetondecke und die sechseckigen Stützen wurden in Anlehnung an die frühere zweckmäßige Gestaltung rau und sichtbar belassen. Die weiteren Oberflächen aus hell geschliffenem Sichtestrich, transluzenten Glastrennwänden und Einbauten aus Eichenholz erzeugen eine würdige und freundliche Atmosphäre. In den Obergeschossen konnte die Raumaufteilung weitgehende bewahrt werden. In der Mittelachse wurden hier Teeküchen und Flächen für die Kopierer als zentrale Begegnungsflächen vorgesehen.

Außenansicht Gerichtsgebäude mit erhellten Fenstern

Bauherr, Projektleitung

Land Baden-Württemberg vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg Amt Tübingen

Architekten

Dannien Roller Architekten + Partner

Nutzer

Amtsgericht Tübingen mit Ausbildungszentrum, Betreuungs- und Nachlassgericht sowie Insolvenz- und Vollstreckungsgericht

Bauzeit

07/2017 - 05/2021

Gesamtbaukosten

6,33 Mio. Euro

Auszeichnung

Hugo Häring Auszeichnung (BDA 2023)