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Landesvertretung Brüssel

Brüssel - Erweiterungsbau für die Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union

Anlass für den Neubau

Die Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union in Brüssel spielt in der Europapolitik des Landes eine wesentliche Rolle: Sie trägt einerseits zur europapolitischen Meinungsbildung in Baden-Württemberg bei, andererseits vertritt sie die europapolitischen Interessen des Landes bei den EU-Institutionen und dient als europäische Plattform für Akteur*innen aus Baden-Württemberg.  

Mit dem Erweiterungsbau direkt neben dem Bestandsgebäude hat Vermögen und Bau Baden-Württemberg den seit langem bestehenden Bedarf an Veranstaltungsfläche gedeckt und mehr Raum für Begegnungen geschaffen. Anstoß hierfür war der Gebäude- und Grundstückverkauf des Außenministeriums. Die Landesvertretung bietet nun die besten Voraussetzungen, um sich als Land aktiv in die Entscheidungsprozesse der europäischen Institutionen einzubringen und weiterhin konstruktiv an der Europäischen Union mitzuwirken.

Landesvertretung Brüssel, Außenansicht

Entwurf und Gestaltung

Für den Entwurf des Erweiterungsbaus musste das Spannungsfeld zwischen „Bewahren des Bestehenden“ und „Ausnutzung der Grundstücke“ gelöst werden: Das Gebäude in der Rue Belliard Nr. 58 ist eines der letzten Häuser aus dem 19. Jahrhundert in dieser Straße. Erbaut als Patrizierhaus im Jahr 1871, war es seit Anfang des 20. Jahrhunderts „Sitz der deutschen Gesellschaft“ und dient seit den 1960er-Jahren als Standort des Goethe-Instituts in Brüssel. Die historische Fassade des ehemaligen Herrenhauses wurde sorgfältig saniert und restauriert. Dahinter entstand der Neubau für die Landesvertretung, der mit seiner zurückgesetzten Metall-Glas-Fassade hinter dem historischen Bestand aufragt, ohne ihn zu erdrücken. Die Fläche des schmalen Grundstücks wurde optimal genutzt: Mit dem siebengeschossigen Vorderhaus und dem eingeschossigen Hinterhaus konnte das Gebäude seitlich an die benachbarte, bestehende Landesvertretung angebunden werden. Der „Neubau hinter dem Altbau“ fügt einen Stadtbaustein hinzu, der den bestehenden Altbau respektiert.

Die baden-württembergische Landesvertretung bespielt jedoch nicht das gesamte Gebäude: Sie nutzt lediglich Erd- und Untergeschoss, während die restlichen Flächen im Vorderhaus extern vermietet sind. Das helle Foyer mit Terrazzoboden führt in die Tiefe des Grundstücks und umschließt dort den begrünten Innenhof, der alle öffentlichen Räume im Erdgeschoss miteinander verbindet. Ebenfalls im Erdgeschoss findet sich der große Veranstaltungssaal, der Platz für 300 Gäste bietet und mit seiner hellen Lichtdecke und der Ausrichtung zum Garten das neue Herzstück des Hauses darstellt. Über eine großzügige Treppe gelangen die Besucher*innen vom Foyer in das neue Untergeschoss, in dem sich nicht nur Garderoben und sanitäre Anlagen, sondern auch die repräsentative Weinstube befinden. Diese wurde als Pendant zur charakteristischen Schwarzwaldstube im benachbarten Keller der bestehenden Landesvertretung als gemütlicher Raum geschaffen, der mit einer hohen Gewölbedecke, illuminiert durch Pendelleuchten, Weinvitrinen, Schieferboden und Wandvertäfelung zum Verweilen einlädt. Das Goethe-Institut hat als Mieter in dem Erweiterungsbau eine neue, moderne Heimat gefunden und belegt im Vorderhaus das Erdgeschoss und die ersten vier Obergeschosse. In den beiden darüberliegenden Geschossen befinden sich Büroräumlichkeiten, die an baden-württembergische Unternehmen für deren Europa-Präsentation vermietet werden.

Besonderheiten

Nachhaltigkeit und Technik

Der Erweiterungsbau der Landesvertretung genügt höchsten Nachhaltigkeitsansprüchen: Die Grundlast für Kühlung und Heizung des Gebäudes wird über Geothermie gedeckt, Dachflächen sind als begrünte Retentionsdächer gestaltet, Wände sowie Fenster hochgedämmt und die Lüftungen mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgestattet. Dank des neuen Energiekonzepts verfügt die Landesvertretung über eine langfristig nachhaltige, wirtschaftliche und qualitativ hochwertige Energieversorgung. In den Konferenz- und Seminarräumen der Landesvertretung trägt modernste Medientechnik dazu bei, dass diese optimal als Orte des Austauschs genutzt werden können. Sie ermöglicht repräsentative Konferenzen mit gleichzeitig simultaner Verdolmetschung in bis zu sechs Sprachen.

Kunst am Bau

Der begrünte Lichthof an zentraler Stelle des Erweiterungsbaus der Landesvertretung bildet den Standort des Kunstwerks „Konfiguration“ von Florina Leinß. Die Wand im Hintergrund des Gartenhofs ist mit farbig glasierten Ziegeln versehen, die statistische Daten zu Baden-Württemberg graphisch transformieren. Die Daten spiegeln verschiedenste Bereiche des Landes, der Landschaft und seiner Einwohner*innen aus den Jahren 1952 bis 2019 wider – vom Innovationsindex bis hin zum Höhenprofil.

Bauherr, Projektleitung

Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg Amt Mannheim und Heidelberg

Nutzer

Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union in Brüssel, Goethe-Institut in Brüssel

Architekt

Weinmiller Großmann Architekten, Berlin

Kunst am Bau

Florina Leinß, Stuttgart

Gesamtbaukosten

30 Millionen Euro

Bauzeit

10/2018 – 07/2021