Universität Heidelberg
Heidelberg - Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien
Das Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien der Universität Heidelberg, kurz CATS, ist ein neues und in Deutschland bisher einzigartiges Zentrum für asienwissenschaftliche Forschung. Es führt die bislang im Stadtgebiet verteilten Studiengänge der Asienwissenschaften räumlich und strukturell auf dem Campus Bergheim zusammen. Dieser stellt für die Universität Heidelberg den verbindenden Campus zwischen den universitären Einrichtungen der Altstadt von Heidelberg und dem Campus im Neuenheimer Feld dar. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des CATS eröffnet sich auf dem Campus Bergheim die Möglichkeit einer interdisziplinären Verknüpfung mit den wichtigen regional angrenzenden, universitären Bildungseinrichtungen, insbesondere mit den benachbarten Fachgebieten der Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften.
Für das CATS wurden drei Gebäude der ehemaligen Hautklinik, die durch den Umzug der Kliniken auf das Neuenheimer Feld frei wurden, umgenutzt. Das Bauvorhaben beschränkte sich jedoch nicht nur auf den Umbau der Bestandsgebäude aus dem späten 19. Jahrhundert, sondern umfasste auch den Neubau einer Bibliothek. Die drei Bestandsgebäude, in denen das CATS jetzt untergebracht ist, umschließen zusammen mit einem weiteren Bestandsgebäude einen rechteckigen Hof, in dem die gemeinsame Bereichsbibliothek errichtet wurde. Um den Hof von Baumasse möglichst frei zu halten, wurde der Neubau überwiegend unterirdisch realisiert. Oberirdisch ist – wie bei einem Eisberg – nur die Spitze zu sehen. Diese präsentiert sich in Form eines transparenten Eingangspavillons, der erst auf den zweiten Blick die Bibliothek preisgibt, die sich vier Geschosse in die Tiefe entwickelt. Im ersten Untergeschoss befinden sich die Leseplätze, die sich um einen hellen Lichthof gruppieren. In den weiteren Untergeschossen sind Archiv- und Medienräume sowie die Technikzentrale untergebracht.
Der unterirdische Bibliotheksneubau ermöglicht nicht nur eine effiziente Nutzung des Grundstücks, sondern stellt durch den äußerst geringen Fassadenanteil auch eine energetisch sparsame Lösung dar. Aufgrund der großen Baugrube lag es nahe, Erdwärme als regenerative Energiequelle zu aktivieren. Die Geothermieanlage ist Energielieferant und sorgt für Wärme wie auch für Kühlung.
Die unterirdische Form der Bibliothek wird auf der Ebene des Hofes durch ein umlaufendes Pergolagerüst im Raster von 2,50 auf 2,50 Meter nachgezeichnet. Dadurch entsteht eine Raumstruktur, die an fernöstliche Gartenarchitektur erinnert. Sie umschließt nicht nur den Eingangspavillon, sondern auch den westlich des Pavillons gelegenen Zugangshof und den östlich gelegenen Bibliotheks-Innenhof im ersten Untergeschoss. Diese räumliche Klammer fasst auch den Kunst-am-Bau-Beitrag „CATS/web 2018“, der als Bodenskulptur die beiden Höfe gestaltet. Aufbauend auf der Idee des Webens als primäre Kulturtechnik entwickelte der Künstler Friedemann von Stockhausen aus Berlin eine Art Gewebestruktur aus hellen und dunklen Pflasterklinkern, deren Muster abstrakt auf verschiedene asiatische Symbole Bezug nehmen.
Die unter Denkmalschutz stehenden Bestandsgebäude wurden für die Nutzung der Institute und die Bibliotheksverwaltung umgebaut. Die vorhandene Raumstruktur eignete sich sehr gut dafür, sodass keine wesentlichen Eingriffe in den Bestand nötig wurden. Das von Norden kommend erste Gebäude des Ensembles wurde zu einem Seminargebäude umgebaut, das allen Instituten gemeinsam zur Verfügung stehen soll.
Herz dieses Gebäudeteils ist der historische Hörsaal, der im Laufe der Jahre allerdings massiv verändert wurde. Nach Ausbau des ansteigenden Gestühls wurde der Saal mit einem neuen Gestaltungskonzept den heutigen technischen Anforderungen angepasst. Trotzdem ist es gelungen, wesentliche Teile des ursprünglichen Zustands, wie zum Beispiel die Verglasung in Richtung des im Norden liegenden Neckars, wiederherzustellen.
Mit dem Umbau des Gebäudeensembles ist ein neuer Raum für wissenschaftliches Arbeiten entstanden, der auch visuelle Assoziationen zum Forschungsinhalt Asien erzeugt. Dies in Kombination mit dem spannenden Dialog zwischen Alt- und Neubau wird sich anregend und inspirierend auswirken auf den Austausch zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Asien und Europa. Da auf dem Areal Orte geschaffen wurden, die zum Verweilen einladen, wird der in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum von Heidelberg neu entstandene Stadtraum auch von den Anliegern gut angenommen und als identitätsstiftend erlebt.
Bauherr
Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen- und Bau Baden-Württemberg, Amt Mannheim und Heidelberg
Nutzer
Universität Heidelberg, Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien
Projektleitung
Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Mannheim und Heidelberg
Planung und Bauleitung
SSV Architekten, Heidelberg
Gesamtbaukosten
30,8 Mio. Euro
Bauzeit
06/2015-03/2019
Auszeichnungen
Hugo-Häring-Auszeichnung (BDA 2023)