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Amt Mannheim und Heidelberg

Heidelberg – Gesamtsanierung des Centre for Organismal Studies (COS)

Historie

Die Erschließung des Campus Neuenheimer Feld der Universität Heidelberg begann Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Gebäudekomplex INF 230 und INF 231 aus dem Jahr 1965 gehört zu den früheren Bauten auf dem Universitätscampus. Von Anfang an war hier das Zoologische Institut untergebracht. Seit 2010 beherbergt das Gebäude das Centre for Organismal Studies (COS). Das COS ist die größte zentrale wissenschaftliche Einheit der Universität Heidelberg und fokussiert sich sowohl auf grundlegende Fragestellungen der Biologie als auch auf aktuelle Themen wie Biodiversität und die Interaktion von Organismen mit ihrer Umwelt.

Außenansicht Gebäude mit Bäumen

Anlass und Aufgabe

Noch vor dem Einzug des COS konnten erste notwendige Sanierungsmaßnahmen bewerkstelligt und abgeschlossen werden. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie hat Vermögen und Bau Baden-Württemberg die Weichen gestellt für eine umfassende und langfristige Sanierung des Gebäudekomplexes. Dabei heißt „umfassend“: Rückbau bis auf den Rohbau und vollständige Überarbeitung des räumlichen Konzepts. Hinzu kamen die Brandschutzertüchtigung des Tragwerks, die energetische Sanierung der Gebäudehülle und die Installation einer möglichst ressourcenschonenden und energieeffizienten Gebäudetechnik sowie die moderne Gestaltung der verschiedenen Funktions- und Arbeitsräume. Die „langfristige“ Planung und Umsetzung der Maßnahmen umfasste zwei Bauabschnitte über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren.

Sanierung in zwei Bauabschnitten

Der Gebäudekomplex INF 230 und INF 231 besteht aus einem 6-geschossigen Hochhaus und einem vorgelagerten 2-geschossigen Flachbau mit einer Gesamtnutzfläche von mehr als 5.000 Quadratmetern. Im ersten Bauabschnitt wurden die Geschosse im Hochhaus für Labor- und Büronutzung sowie einige Teilbereiche im Flachbau saniert. Die Hochhausgrundrisse erhielten alle eine ähnliche Aufteilung und lassen sich somit bei Nutzerwechseln leicht anpassen. Das Großraumlabor auf der Nordseite mit eingestelltem Sonderlabor ermöglicht flexibles Arbeiten, auch bei hohen Sicherheitsanforderungen. Im Flachbau wurden Klimaräume für Pflanzen, zahlreiche Aquarienräume und eine zentrale Spülküche geschaffen.

Der zweite Bauabschnitt umfasste den gesamten Flachbau mit Seminar- und Praktikumsräumen, eine Verwaltungsspange mit Büroräumen, weitere Aquarienräume, einen Werkstattbereich, das neue Nikon Imaging Center sowie den mit 200 Personen fassenden Hörsaal, einem der größten Hörsäle auf dem Campus. Zentraler Blickfang im Foyer des Hörsaals ist nach wie vor das Kunstwerk „Sintflut“ aus dem Jahr 1971: Ein Holzschnitt des Künstlers HAP Grieshaber mit über zwölf Metern Länge. Das Werk wurde während der Bauzeit zum Schutz eingelagert, restauriert und nach Abschluss der Sanierungsarbeiten an gleicher Stelle wieder aufgehängt.

Innenansicht Treppe mit Sitzgelegenheiten

Bauarbeiten im laufenden Betrieb

Dass die erforderlichen Baumaßnahmen bei laufendem Lehr- und Forschungsbetrieb durchgeführt werden mussten, machte die Sanierung nicht einfacher. So wurde vor Beginn des zweiten Bauabschnitts ein Lagerpavillon im Innenhof gebaut, um dort Ausweichflächen für dringend benötigte Inkubatoren zu schaffen. Für die Nutzer waren die ständigen Umzüge, der Lärm und Staub eine große Belastung. Die Organisation der wechselnden Baustellenbereiche, die Gewährleistung der Sicherheit der Personen im Gebäude für die weiter genutzten Flächen und insbesondere der drohende Rückgang der Population der lärm- und erschütterungsempfindlichen Fische war für die Planer eine enorme Herausforderung.

Neue Räume für Forschung und Ausstellung

Nach Abschluss der mehrjährigen Sanierungsarbeiten kann nun das Gebäude des COS wieder vollständig genutzt werden. Dem lebenswissenschaftlichen Forschungszentrum stehen flexible Arbeitsräume und Labore für die moderne Biologie sowie Räumlichkeiten für die gemeinsame Nutzung neuer Technologien zur Verfügung. Seminar- und Praktikumsräume sind für hybride Veranstaltungsformate mit moderner Medientechnik ausgestattet. In das sanierte COS-Gebäude ist auch die neue Ausstellung „Evolution Timeline“ integriert. Durch die Förderung der Schmeil-Stiftung ist es gelungen, die einmaligen Schätze der zum Teil über zweihundert Jahre alten Heidelberger Zoologischen Sammlung in den Kontext aktueller und molekularer Forschung zu stellen. Die Präsentation mit interaktiven Formaten bietet der interessierten Öffentlichkeit spannende Einblicke in die Evolution der Lebensformen.

Detailansicht Fassade

Bauherr, Projektentwicklung und -leitung

Land Baden-Württemberg vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Mannheim und Heidelberg, Dienstsitz Heidelberg

Nutzer

Universität Heidelberg

Architekt, Laborplanung

reichel + benkeser architekten partmbb, Heidelberg

Gesamtbaukosten

rund 44,5 Mio. Euro

Bauzeit

Erster Bauabschnitt: 03/2011–03/2016
Zweiter Bauabschnitt: 03/2018–06/2022