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Amt Mannheim und Heidelberg

Heidelberg – Neuunterbringung von Kriminalpolizeidirektion und Verkehrsdienst

Sanieren statt neu bauen

Nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte und der NATO wurden auf dem Areal der sogenannten „Campbell Barracks“ in Heidelberg große Konversionsflächen mit zahlreichen Bestandsgebäuden frei. 2016 erwarb das Land Baden-Württemberg ein Gelände mit rund 24.000 Quadratmeter Fläche und drei Bestandsgebäude mit insgesamt fast 8.000 Quadratmetern Nutzfläche. So ergab sich die Möglichkeit, diverse Einheiten der Kriminalpolizeidirektion und den Verkehrsdienst Heidelberg, die zuvor auf mehrere Standorte verteilt waren, zusammenzuführen. Da die Gebäude und das gesamte umgebende Campbell-Areal unter Ensembleschutz stehen, musste die Sanierung und Modernisierung der Konversionsflächen für eine künftige Nutzung durch die Polizei äußerst behutsam erfolgen.

Außenansicht

Sanierung der historischen Gebäude 5 und 9

Die Neuunterbringung der Kriminalpolizeidirektion und weiterer Fachabteilungen erforderte mit Blick auf die Gegebenheiten der Bestandsgebäude spezifische bauliche Maßnahmen. Haus 5 und Haus 9, zwei drei- bzw. viergeschossige Gebäude mit Walmdach und kleinen Gauben aus dem Jahr 1937, wurden nahezu komplett entkernt und einer aufwändigen Schadstoffsanierung unterzogen. In beiden Fällen waren aussagekräftige bautechnische Unterlagen oder Bestandspläne nicht vorhanden. Details kamen oftmals erst während der Rückbauarbeiten ans Tageslicht. Dennoch musste die beiden Gebäude brandschutz- und sicherheitstechnisch ertüchtigt werden. An beiden Häusern wurde die Fassade saniert und das Dach unter Erhalt der Unterkonstruktion neu eingedeckt.

Entsprechend der künftigen Nutzungsanforderungen wurde die Gebäudestruktur und -technik in den Häusern optimal angepasst. Besonders herausfordernd gestaltete sich der Einbau der kriminaltechnischen Labore in Haus 9. Die dafür erforderliche Klima- und Lüftungstechnik war aufgrund der extrem, niedrigen Deckenhöhe im Untergeschoss nur schwer zu realisieren. Neu und direkt an der Südseite von Haus 9 gelegen, wurde eine Fahrzeughalle mit flexibler Hebebühne für die kriminaltechnische Untersuchung von Fahrzeugen errichtet. Haus 5 wurde ebenfalls bau- und energietechnisch in großen Teilen ertüchtigt, es beherbergt jetzt Teile der Verkehrspolizei sowie die Pforte mit Besuchereingang und Wartezone.

Innenansicht Empfangsbereich mit Schalter und Wartebereich

Modernisierung des ehemaligen NATO-Gebäudes 99

Die Sanierung und Modernisierung des Hauses 99 folgte ähnlichen Prämissen, wenngleich unter anderen Voraussetzungen. Das fünfgeschossige Gebäude mit Flachdach wurde 2006 für die NATO errichtet. Es ist damit zwar deutlich jünger, der lange Leerstand hinterließ jedoch seine Spuren. Insbesondere musste das Gebäude an das deutsche Baurecht, die aktuellen Brandschutzbestimmungen und die Nutzeranforderungen der Kriminalpolizeidirektion angepasst werden. Für die Installierung der zweigeschossigen Datenstation war ein umfangreicher Umbau im Zwischen- und Untergeschoss erforderlich. Dabei mussten Bauteile und technische Komponenten erst rückgebaut werden, um den tatsächlichen Aufwand zu ermitteln. Mit Abgrabung, Umbau und Belichtung des auskragenden, südlichen Untergeschosses konnte das umfangreiche Regalsystem des Zentralarchiv mit Arbeitsplätzen auf zwei Ebenen untergebracht werden.

Ansicht Außen, Halle

Außenanlagen und Verkehrsflächen

Verkehrstechnisch wurde das neue Polizeigelände über zwei Zufahrten erschlossen. Im Süden des Areals befindet sich die Hauptzufahrt, im Norden der Besuchereingang sowie die Nacht- und Notausfahrt. Diverse Stellplätze und Straßenflächen wurden neu geschaffen oder verlegt. Unmittelbar nach Baufertigstellung standen für die Dienstwagen und Einsatzfahrzeuge 75 neue Stellplätze (teilweise mit E-Ladesäulen) und 20 Garagen zur Verfügung. Etwas später kamen mehr als 60 Carports hinzu. Die Flachdächer der Garagenanlage und der KF-Z-Halle sind begrünt, die Dächer der Carports werden derzeit noch mit einer Photovoltaikanlage versehen, die rund 80 Kilowatt Peak leistet.

Für die Stromversorgung des Polizeigeländes war ursprünglich ein bestehendes Trafohaus vorgesehen, dass jedoch außerplanmäßig durch ein neues ersetzt werden musste. Neben der Umzäunung des gesamten Polizeiareales zur sicherheitstechnischen Überwachung wurde die Außenanlage mit naturnaher und bienenfreundlicher Bepflanzung angelegt. Für Vögel und Fledermäuse wurden schon vor Baubeginn diverse Brutkästen im vorhandenen Baumbestand aufgehängt. An der Fassade von Haus 9 wurden außerdem Nistkästen für die Mauersegler montiert, die seit Jahren auf dem Gelände nisten.

Bauherr, Projektleitung

Land Baden-Württemberg vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Mannheim und Heidelberg, Dienstsitz Heidelberg

Nutzer

Polizeipräsidium Mannheim

Architekt und Bauleitung

Kessler De Jonge Architekten, Heidelberg

Gesamtbaukosten

32,5 Mio. Euro

Bauzeit

01/2019–07/2022