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Amt Mannheim und Heidelberg

Heidelberg – Neubau des European Institute for Neuromorphic Computing (EINC)

Anlass und Aufgabe

Neuromorphe Computer haben das Potenzial, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen auf eine neue Ebene zu heben. Dass sie dem Menschen das Denken abnehmen sollen, ist nicht intendiert. Solche neuromorphen Computer nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns zu entwickeln, gilt indessen als besonders aussichtsreich. Das European Institute for Neuromorphic Computing (EINC) an der Universität Heidelberg hat sich auf dieses Forschungsgebiet spezialisiert. Um der wegweisenden Forschung auf diesem Gebiet mehr Raum zu geben, wurde für das EINC ein Neubau errichtet. Das Gebäude bietet Forschungs- und Arbeitsflächen für Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen. Und es schafft einen dynamischen Rahmen für die Entwicklung zukünftiger Rechenarchitekturen.

Städtebauliche Situation

Der Neubau des EINC befindet sich an einem der „Tore“ zum Universitätsgelände Neuenheimer Feld, das inzwischen selbst eine Art Stadt in der Stadt bildet. In der städtebaulichen Konzeption trägt das Gebäude zu der Neugewichtung der „Campusmitte“ auf dem ansonsten heterogenen Neuenheimer Feld bei. Der Baukörper nimmt mit seinen nördlichen und südlichen Begrenzungen die Außenkanten der bestehenden Gebäude auf und orientiert sich in seiner kubischen Bauweise und der einheitlichen Dachrandhöhe an den städtebaulichen Vorgaben. Die entwurfsprägende Leitidee für den Neubau des EINC war es, durch disziplinierte Ausnutzung des definierten Baufensters die Erfüllung des Raumprogramms vollumfänglich zu ermöglichen.

Entwurf und Raumprogramm

Der viergeschossige Baukörper betont durch die horizontalen Fensterbänder und die vorgehängte Strangziegelfassade seine horizontale Ausrichtung. Die Brüstungsbänder der zurückspringenden Fassadenteile Ost und West bestehen aus vorgehängten hinterlüfteten Aluminiumblechen, pulverbeschichtet in der Farbe der Ziegelfassade. Das Flachdach ist extensiv begrünt. Das Raumprogramm im Inneren orientiert sich an den Nutzungsanforderungen, die im Wesentlichen auf zwei Prämissen basiert: Flexiblen Raum zu schaffen für die Mitarbeiter*innen sowie für die relevante Labor- und Rechnerinfrastruktur.

Innenansicht Foyer

Platz für innovative Forschung

Herzstück des EINC ist die zentral gelegene Forschungs- und Versuchshalle (NCF). Hier sind verschiedene Technologieplattformen basierend auf analoger High-End-Elektronik, moderner integrierter Optik und hochkontrollierten Quantensystemen im Einsatz. Im Mittelbund schließt ein überdeckter Innenhof mit Oberlichtbändern an, um den sich die jeweiligen Nutzungs- und Erschließungseinheiten gruppieren. Auf der Westseite liegen die Forscherbüros, nördlich die durch die Magistralflure einspännig organisierten Büroräume. Auf der Ostseite befinden sich Laborräume – im 3. Obergeschoss sogar ein Reinraumcluster.  Die Laboreinheiten lassen sich flexibel den Neugruppierungs- und Änderungsbelangen der EINC-Forschungseinheiten anpassen.

Hochinstallierter und energieeffizienter Bau

Die versorgungs- und technikintensiven Laborräume sind in allen vier Regelgeschossen wirtschaftlich und kompakt in vollständig gleichartigen Laborspangen zusammengefasst. Sie werden an den südlichen Enden der Einheiten über große Zentralschächte mit der mechanischen Be- und Entlüftung versorgt. Da die Arbeit der Forschergruppen entscheidend von hohen Rechenleistungen abhängt, realisierte Vermögen und Bau Baden-Württemberg eine ressourcenschonende und effiziente Energieversorgung. Das Gebäude hat eine Betonkernaktivierung, die die Räume im Winter heizt und im Sommer kühlt. Seine thermische Energie bezieht der Neubau über das bestehende Fernwärme- und Fernkältenetz im Neuenheimer Feld.

Flaggschiff mit überregionaler Ausstrahlung

Das European Institute for Neuromorphic Computing (EINC) an der Universität Heidelberg ist eines von zwei Flaggschiff-Projekten der Europäischen Kommission für zukunftsweisende Technologien, den sogenannten Future and Emerging Technologies. Die Baukosten für das Forschungsgebäude in Höhe von insgesamt rund 20,8 Millionen Euro wurden zur Hälfte aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Mit rund 2 Millionen Euro unterstützte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg das Projekt. Die restlichen rund 8,3 Millionen Euro wurden von der Universität Heidelberg und aus Spenden bereitgestellt.

Außenansicht

Bauherr, Projektleitung

Land Baden-Württemberg vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Mannheim und Heidelberg, Dienstsitz Heidelberg

Nutzer

Universität Heidelberg

Entwurf, Planung, Bauleitung

ArGe Architekten Leins Ohnemus Freie Architekten Part mbB, Waldkirch

Gesamtbaukosten

rund 20,8 Mio. Euro 

Bauzeit

06/2017–05/2023