
Amt Heilbronn
Heilbronn - Erweiterungsbau für das Polizeipräsidium
Anlass
Mit der Polizeistrukturreform 2014 wurden die ehemaligen Polizeidirektionen Künzelsau, Mosbach, Tauberbischofsheim und Heilbronn zusammengelegt. Aufgrund dieser Standortkonzentration war es erforderlich, das bestehende Polizeipräsidium in Heilbronn zu erweitern. Mit dem Erweiterungsbau hat Vermögen und Bau Baden-Württemberg optimale technische und bauliche Bedingungen für die Arbeit der Polizei vor Ort geschaffen.

Städtebau und Entwurfansatz
Das bestehende Polizeipräsidium aus den 1970er Jahren befindet sich auf einem ehemaligen Kasernengelände im Osten der Heilbronner Innenstadt. Der quadratische Baukörper des Erweiterungsbaus ist südlich des Bestandsgebäudes platziert. Das fünfgeschossige Gebäude bildet einen neuen städtebaulichen Schwerpunkt auf dem Areal. Zusammen mit dem neuen Polizeihof ergibt sich eine Einheit zwischen bestehenden und neuen Gebäuden.
Der in Stahlbetonskelettbauweise erstellte Erweiterungsbau ist von einer horizontal gegliederten Fassade geprägt. Auf einem Sockelgeschoss aus Sichtbeton sitzen die Klinkerfassaden, die durch Fensterbänder gegliedert werden. Das Fensterband im vierten Obergeschoss weicht von dieser Gestaltung ab. Hier erzeugt die dem Fensterband vorgesetzte Struktur aus horizontalen dunklen Aluminiumlamellen eine elegant-geschlossene Wirkung, wie es die innere Nutzung erfordert.

Gebäudekonzeption
In der klaren quadratischen Grundform gruppieren sich die verschiedenen Funktionen über alle fünf Geschosse um einen zentralen Innenhof. Im Erdgeschoss gelangen die Besucher*innen in eine repräsentative Empfangshalle, die durch die Oberlichter hell und freundlich wirkt. Die Fläche kann für sämtliche Veranstaltungen der Polizei genutzt werden. Hier dockt auch der eingeschossige Verbindungsgang zum benachbarten Altbau an, durch den kurze Wege und damit reibungslose Abläufe ermöglicht werden. Im ersten bis zum dritten Obergeschoss befinden sich die Büroräume für die Präsidiumsleitung, die Kriminalinspektionen sowie verschiedene Führungsgruppen mit Einsatzstab. Die Grundrisse in diesen Geschossen wurden so konzipiert, dass sie bei Bedarf leicht verändert werden können, ohne dass in die Grundsubstanz des Hauses eingegriffen werden muss.
Im vierten Obergeschoss, abgesondert als Sicherheitsbereich mit erhöhten Anforderungen, befindet sich das Herzstück des Polizeipräsidiums: das Führungs- und Lagezentrum, in dem die Notrufe eingehen und pro Tag durchschnittlich 360 Einsätze gesteuert werden. In besonders schwierigen Lagen fungiert das Führungs- und Lagezentrum zusätzlich als Steuerungszentrale. Dank der hochmodernen technischen Ausstattung im Führungs- und Lagezentrum und der rund 200 hochinstallierten Arbeitsplätze können die einzelnen Einheiten des Polizeipräsidiums optimal zusammenarbeiten und damit auch komplexe Lagen bestens bewältigen.

Nachhaltigkeit
Die Landesregierung hat für die Landesverwaltung ehrgeizige Klimaziele formuliert: Netto-Treibhausneutralität bis 2030 und Klimaneutralität bis 2040. Das heißt, der CO2-Ausstoss der landeseigenen Gebäude muss drastisch gesenkt werden. Hierbei kommt Vermögen und Bau Baden-Württemberg in seiner Zuständigkeit für die landeseigenen Gebäude eine Schlüsselrolle zu. Dank eines Pakets aus technischen und baulichen Maßnahmen werden die CO2-Emmissionen des Erweiterungsbaus reduziert. Die 400 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach erzeugt nachhaltigen Strom. Der Wärmeverbrauch wird vom Blockheizkraftwerk (BHKW) aus dem benachbarten Finanzamt gedeckt, das mit einer hocheffizienten Kraft-Wärmekopplung ausgestattet ist. Die hochgedämmte Fassade erfüllt Passivhaus-Standard. Darüber hinaus wurden im Zuge der Errichtung des Erweiterungsbaus Teile der Dachflächen begrünt, um einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas zu leisten.
Bauherr, Projektleitung
Land Baden-Württemberg vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn
Nutzer
Polizeipräsidium Heilbronn
Planung
Atelier 30 Architekten GmbH, Kassel
Bauleitung
Wiesler Zwirlein Architekten, Ostfildern
Gesamtbaukosten
29 Millionen Euro
Bauzeit
09/2018 – 12/2021