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Karlsruhe - Neubau des Finanzamtes Karlsruhe-Stadt

Anlass

Mit dem Neubau wurde der Standort des Finanzamts Karlsruhe-Stadt an den östlichen Rand der Innenstadt verlagert. Bisher war das Finanzamt am Schlossplatz untergebracht, doch der Aufwand für die Anpassung des Gebäudes aus den 1950er-Jahren an die heutigen Anforderungen ließ sich nicht mehr wirtschaftlich darstellen. Der Neubau eröffnete die Möglichkeit, ein energieeffizientes Gebäude zu errichten, das die baulichen Voraussetzungen für eine moderne Steuerverwaltung und einen schnellen, zeitgemäßen Bürgerservice erfüllt.

Finanzamt Karlsruhe Stadt - Innenansicht Foyer

Städtebau

Das sechsgeschossige Gebäude für das Finanzamt ist in der Karlsruher Oststadt auf dem landeseigenen Areal der ehemaligen Parfümfabrik „Wolff und Sohn“ entstanden. Bereits 2014 wurde im bestehenden Gebäudekomplex der Fabrik das Polizeipräsidium untergebracht, doch auf dem weitläufigen Gelände war viel Platz für eine weitere Behörde. Der rechteckige Baukörper des neuen Finanzamts steht parallel zu einem Gebäudeflügel der ehemaligen Fabrik und wird von der typischen Blockrandbebauung der Karlsruher Oststadt umschlossen. Ausrichtung und Höhe des Neubaus wurden von den Bestandsgebäuden der ehemaligen Fabrik übernommen. Durch die Positionierung des Baukörpers entstehen neue Außenbereiche von unterschiedlicher Qualität: einen städtischen Vorplatz in Richtung der für Karlsruhe wichtigen Verkehrsachse „Durlacher Allee“ und eine geschützte parkähnliche grüne Mitte im Blockinnern. Das Gebäude wurde so konzipiert und auf dem Gelände platziert, dass es bei Bedarf erweitert werden kann, um auch das Finanzamt Karlsruhe-Durlach an diesem Standort unterbringen zu können.

Entwurf und Gestaltung

Das quaderförmige Verwaltungsgebäude bietet auf sechs Ober- und zwei Untergeschossen Platz für rund 300 Arbeitsplätze und ein Kundenzentrum im Erdgeschoss. Die Fassade besteht aus einem ruhigen Sichtbetonfassadenraster, das vom Einsatz des Materials, der Rhythmisierung und der subtilen plastischen Profilierung der Öffnungen lebt. An einigen wenigen Stellen wird das Raster durch größere geschlossene oder geöffnete Flächen unterbrochen.  

Die Besucher*innen erreichen das neue Finanzamt von der Straße her über eine Grünanlage und einen weitläufigen Vorplatz. Im Gebäude empfängt sie ein großzügiger Eingangsbereich, der zu den Beratungsplätzen der Zentralen Informations- und Anlaufstelle führt. Im ersten Obergeschoss beginnt der Bürobereich, der so konzipiert wurde, dass die innerbetrieblichen Prozesse optimal ablaufen können. Im Gegensatz zur bisherigen klassischen Finanzamts-Struktur, bei der die Akten in den Büros aufbewahrt wurden, sind diese nun zentral im Mittelbereich des Gebäudes in Rollregal-Lagern untergebracht. Um diese Zentralablage gruppieren sich Einzel- und Zweierbüros sowie Großraumbereiche. Durch die räumliche Trennung von Büros und Akten müssen die Akten bei organisatorischen oder personellen Änderungen nicht mehr umgeräumt werden. Teeküchen, Meeting-Points und Besprechungsräume auf jedem Stockwerk sowie spezielle „Lounge-Bereiche“ bieten für jeden Kommunikationsanlass ein passendes Ambiente. Im Inneren des Gebäudes entsteht durch die Glastrennwände, Holzoberflächen und Teppichböden in hellen Farbtönen eine angenehme Arbeits- und Aufenthaltsatmosphäre.

Außenansicht Finanzamt Karlsruhe - Stadt

Nachhaltigkeit

Die kompakte Form des Baukörpers führt zu einem äußerst günstigen Verhältnis zwischen Gebäudevolumen und Fassadenabwicklung - optimale Voraussetzungen für den Passivhausstandard und eine hohe Energieeffizienz. Die bauliche Konzeption wird durch das Energie- und Klimakonzept flankiert. Dieses definierte einen minimalen technischen Ansatz und eine hohe Ressourceneffizienz als Ziel, um sowohl die Investitions- als auch die Betriebskosten zu reduzieren. So produziert die Photovoltaik-Anlage auf dem begrünten Flachdach mit einer Fläche von rund 300 Quadratmetern nachhaltige Energie und bei der Lüftungszentrale wurde auf höchste Effizienzgrade Wert gelegt. Auch die Materialauswahl erfolgte nach nachhaltigen Kriterien, wie „Umweltverträglichkeit“ und „Reduzierung des Verbrauchs von Grauer Energie“. Für die Besucher*innen wird das Thema Nachhaltigkeit bei den Grünflächen sichtbar: Mit Blühwiesen, Kirschbäumen, insektenfreundlichen Pflanzbeet und neuen Nistkästen für die Mauersegler steht hier die Biodiversität im Fokus.

Kunst am Bau

Die Kunst am Bau nimmt Bezug zum historischen Kontext des Ortes: Geprägt wird das Gelände durch die ehemalige Parfümfabrik Wolff und Sohn. Die Künstlerin Katharina Hohmann gestaltete nicht nur eine Vitrine mit Parfümflakons in einem der Fenster im Erdgeschoss des Neubaus, sondern komponierte gemeinsam mit dem Parfümeur Andreas Wilhelm auch das Parfüm „Aerarium“, das an den Geruch von frisch gedruckten Geldscheinen erinnert. Das Besondere: Der Duft ist exklusiv im Finanzamt erhältlich.

Finanzamt Karlsruhe Stadt - Kunst am Bau, Ausschnitt des Schaufensters mit Parfümflaschen

Bauherr, Projektleitung

Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Karlsruhe

Nutzer

Finanzamt Karlsruhe

Architektur

Wittfoht Architekten, Stuttgart

Bauleitung

Göppel Strittmatter Halling, Karlsruhe

Bauzeit

11/2017 – 12/2020

Gesamtbaukosten

27,3 Millionen Euro

Kunst am Bau

Katharina Hohmann, Berlin