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Kloster Maulbronn, Evangelisches Seminar Instandsetzung des Herrendorments

Kloster Maulbronn - Instandsetzung des Herrendorments

Das Kloster Maulbronn ist die am vollständigsten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen und daher von der UNESCO als Welterbe geschützt. Besonders herausragend ist auch, dass die Kulturlandschaft rund um die eindrucksvolle Anlage bis heute erhalten ist und dass das Kloster seit rund 870 Jahren bis heute durchgängig genutzt wird. Die klösterliche Nutzung ging im Zuge der Reformation 1556 in die evangelische Klosterschule über, deren Tradition durch das Evangelische Seminar fortführt wird.

Die G8-Schulreform führte dazu, dass am Seminar - einer staatlichen Schule mit kirchlichem Internat - doppelt so viele Schülerinnen und Schüler unterzubringen waren. Die vom Seminar genutzten Räumlichkeiten wurden daher auf Grundlage eines Gesamtsanierungsplans zwischen 2007 und 2018 sukzessive saniert, modernisiert und erweitert. Innerhalb der UNESCO-geschützten Gebäude mussten sowohl die Anforderungen eines modernen Schulbetriebs als auch die heutigen Vorschriften, insbesondere im Bereich des Brandschutzes und der Barrierefreiheit, umgesetzt werden – all dies unter Beachtung der strengen Auflagen des Denkmalschutzes und bei laufendem Schulbetrieb. Eine Aufgabe, die alle an der Planung und am Bau Beteiligten vor große Herausforderungen stellte.

Luftaufnahme Klosteranlage Maulbronn

Die Instandsetzung des Herrendorments stellte den vorerst letzten Baustein der langjährigen Baumaßnahmen dar, in den alle gewonnenen Erfahrungen zum Umgang mit der wertvollen Bausubstanz einfließen konnten. Im ehemaligen Schlaftrakt der Herrenmönche befindet sich nun das Herz der Schule: Hier konnte der lange vermisste, zentrale Eingangsbereich realisiert werden, über den alle Geschosse barrierefrei miteinander verbunden sind. Doch nicht nur das. Das große Gebäude beherbergt viele Nutzungen, die im Alltag der Schülerinnen und Schüler eine zentrale Rolle spielen: die Bibliothek, ein Musiksaal mit Räumen zum Üben, Unterrichts- und Studienräume, sowie die Schulverwaltung.

Als Voraussetzung dafür musste zunächst einmal die Statik des Gebäudes neu geordnet werden. Aufgrund des weichen Baugrunds hatten sich die Außenwände nach Außen geneigt. Dies führte dazu, dass das Dachtragwerk, das noch aus dem 15. Jahrhundert stammt, instabil wurde. Nach Abschluss der Bauarbeiten stärken 25 Tonnen Stahl, geschickt versteckt, und 40 Kubikmeter Holz das Dach und die Struktur des Gebäudes. Eine weitere, aufwendige Maßnahme war die Verlagerung der Technikzentrale. Dadurch konnte für die zentrale Eingangshalle Platz geschaffen werden. Wie an vielen Stellen des Klosters macht hier ein „Sichtfenster“ bewusst, dass der historische Boden deutlich tiefer liegt und das Kloster eine lange Geschichte hat.

Sichtfenster zum historischen Boden

Bauherr

Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen- und Bau Baden-Württemberg, Amt Pforzheim

Nutzer

Evangelisches Seminar

Projektleitung

Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Pforzheim

Tragwerksplanung

Büro für Baukonstruktionen

Gesamtbaukosten

7,5 Mio. Euro

Bauzeit

09/12–05/18

Dokumentationen

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