Amt Freiburg
Offenburg – Erweiterungsbau für das Polizeipräsidium Offenburg
Anlass und Aufgabe
Im April 2012 beauftragte die damalige Landesregierung Baden-Württemberg das Innenministerium mit der Erstellung einer Konzeption zur Umsetzung der Polizeireform. Im Zuge dessen wurde beschlossen, die bislang 4 Landespolizeipräsidien und 36 Polizeidirektionen bzw. Polizeipräsidien auf künftig 12 regionale Polizeipräsidien und 4 Spezialpräsidien zu konzentrieren. Die regionalen Polizeipräsidien gingen aus der Zusammenlegung bisheriger Polizeidirektionen hervor. So auch im Falle des Polizeipräsidiums Offenburg, das durch eine Fusion der Polizeidirektionen Offenburg, Rastatt und Baden-Baden zustande kam.
Als Sitz des Polizeipräsidiums Offenburg wurde das bisherige Gebäude der Polizeidirektion bestimmt. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Militärgebäude auf dem Kasernengelände „La Horie“ das nach Weggang der französischen Streitkräfte im Jahr 1999 durch das Land für die Zwecke der Polizei erworben und von 2004 bis 2006 umgebaut wurde. Durch die Umsetzung der Polizeireform und die damit verbundene Neuorganisation des Polizeipräsidiums Offenburg wuchs der Platzbedarf für die steigende Anzahl an Beschäftigten erheblich. Übergangsweise gelang es, die Zahl der Arbeitsplätze im Bestandsgebäude von 170 auf über 200 Plätze zu verdichten. Die Planung eines Erweiterungsbaus für künftig mehr als 300 Mitarbeiter*innen begann bereits 2013.
Architektur und städtebauliches Umfeld
Der Erweiterungsbau ist Bestandteil der ehemaligen Kasernenstruktur, die heute ein lebendiges Wohnviertel mit Schulen und Sportstätten und Wohnhäusern darstellt. Der moderne Neubau nimmt die Gestaltungsprinzipien des Bestandsgebäudes auf und interpretiert sie zeitgemäß. Der Baukörper schmiegt sich L-förmig an die schmale Nordseite des Bestandsgebäudes an und nimmt dessen Traufhöhe auf. Über dem Sockelgeschoss verlaufen drei Obergeschosse mit durchgehenden Fensterbändern, die den Bau weniger massiv erscheinen lassen. Verbunden sind beide Gebäude durch eine transparente Brücke im ersten und zweiten Obergeschoss
Räume für verschiedene Organisationseinheiten
Das Erweiterungsgebäude ist als Verwaltungsbau im Dreibund organisiert. Damit wird die notwendige Gebäudetiefe erreicht, um den verschiedenen Funktionen und Organisationseinheiten genügend Raum zu geben. Herzstück ist das neue Führungs- und Lagezentrum (FLZ), in dem präsidiumsweit an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr die Notrufe eingehen. Daneben stehen den Leitungs- und Stabsstellen des Polizeipräsidiums, der neu geschaffenen Direktion Polizeireviere sowie der Kriminalpolizeidirektion moderne Büros und Räume für die Kriminal- und Cybertechnik zur Verfügung. Acht Inspektionen der neu strukturierten Kriminalpolizei inklusive einer zentralen Kriminaltechnik sind ebenfalls in dem Gebäude untergebracht. Hinzu kommen die Referate Recht, Personal und Finanzen.
Energietechnische Neuerungen
Der Neubau bringt eine Reihe technischer Neuerungen und Modernisierungsmaßnahmen mit sich, die sich auch auf die Energieeffizienz des Gebäudebetriebs positiv auswirken. Das Gebäude wurde ressourcenschonend aus beständigen und später wieder sauber trennbaren Baustoffen errichtet. Der erzeugte Strom wird in Gänze im Gebäude verbraucht. Das Flachdach des Neubaus ist extensiv begrünt, das anfallende Niederschlagswasser wird auf dem Grundstück versickert. Die seit 2016 geltenden Anforderungen zum Jahresprimärenergiebedarf und zum Höchstwert der Wärmedurchgangskoeffizienten nach Energieeinsparverordnung werden von dem Neubau sogar übererfüllt. Seit Sommer 2021 ist das Polizeipräsidium Offenburg an die kraft-wärme gekoppelte Fernwärmeversorgung der Stadt Offenburg angeschlossen. Auf dem Dach des neuen Gebäudes ist eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 25 Kilowatt Peak installiert.
Bauherr, Projektleitung
Land Baden-Württemberg vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Freiburg
Nutzer
Polizeipräsidium Offenburg
Entwurf + Planung
Burckhardt + Partner AG / Reiner Becker GmbH, Berlin
Bauleitung
Burkhard Meyer Architekt, Karlsruhe
Gesamtbaukosten
17 Mio. Euro
Bauzeit
02/2019–08/2021