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Universität Tübingen

Tübingen - Laborgebäude für das Interfakultäre Institut für Biochemie

Anlass für den Neubau

Das Interfakultäre Institut für Biochemie (IFIB) der Universität Tübingen war bisher auf dem Schnarrenberg in der Nähe der Universitätsklinik untergebracht. Das in den 1970er-Jahren erbaute Gebäude für eine weitere Nutzung durch die Biochemie zu sanieren, ließ sich nicht wirtschaftlich darstellen. Dies eröffnete der Universität Tübingen die Möglichkeit, den Plan zur Zusammenführung der Naturwissenschaften auf dem Campus Morgenstelle weiterzuverfolgen. Durch die Konzentration der Naturwissenschaften an einem Standort wird die interdisziplinäre Vernetzung gefördert, die aufgrund der immer komplexeren Forschungsthemen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Darüber hinaus stehen auch wirtschaftliche Aspekte hinter der Entscheidung, denn die gemeinsame Nutzung von Räumen befördert nicht nur den Austausch, sondern ermöglicht auch wertvolle Synergieeffekte: so muss zum Beispiel die hochmoderne Infrastruktur, wie sie insbesondere bei Speziallaboren erforderlich ist, nur noch an einem Standort vorgehalten werden.

Konsequenterweise war das neue Laborgebäude für das IFIB ein Baustein des 2008 für die Morgenstelle entwickelten Masterplans „Campus der Zukunft“. Dieser sah vor, die in den 1970er-Jahren entstandene Wissenschaftsstadt mit weiteren Institutsgebäuden zu erweitern.

Universität Tübingen, Laborgebäude für das Interfakultäre Institut für Biochemie, Außenansicht

Städtebau und Entwurfsansatz

Der U-förmige Baukörper des IFIB schließt direkt an das 2013 fertiggestellte Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) an. Der dadurch entstandene langgestreckte Gebäudekomplex fasst den neu entstandenen Campusplatz in Richtung Osten. Während die Westfassade mit ihren vier Geschossen eine klare Raumkante für den Campusplatz bildet, präsentiert sich das Gebäude in Richtung Osten durch die geschickte Ausnutzung des abfallenden Geländes sechsgeschossig.

Der Neubau für das IFIB führt die prägnante Fassadengestaltung des ZMBP fort. Diese besteht aus filigranen, schräg gestellten Stäben, die vor den vorgehängten Putz- und Wartungsbalkonen eine „zweite Haut“ bilden. Durch die einheitliche Fassade erscheinen die beiden nacheinander entstandenen Gebäude für das ZMBP und das IFIB als ein Baukörper.

Universität Tübingen, Laborgebäude für das Interfakultäre Institut für Biochemie, Innenhof

Gebäudekonzeption

Im Innern des U-förmigen Baukörpers gruppieren sich die einzelnen Funktionen um einen großzügigen Innenhof. An der Stirnseite des Neubaus erstreckt sich über fünf Geschosse das Herzstück: der hochinstallierte Labortrakt. Die dazugehörenden Büroräume liegen jeweils im Osten. Auf der gegenüberliegenden Seite - in Richtung Campusplatz – befinden sich die Lehrräume mit Publikumsverkehr sowie die Besprechungs- und Büroräume für die Verwaltung.

Der Labortrakt mit seinen hoch installierten Spezialflächen ist äußerst kompakt konzipiert. Die Konzentration der Labore auf fünf übereinanderliegenden Geschossen eröffnete die Möglichkeit, sowohl die Flächen, die künstlich be- und entlüftet werden müssen, als auch die Leitungswege auf ein Minimum zu reduzieren. Dies war eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass sowohl bei der Errichtung als auch im Betrieb möglichst wenig Ressourcen benötigt werden.

Aufgrund der Randlage des Gebäudes auf dem 450 Meter über der Tübinger Altstadt gelegenen Campus eröffnen sich aus den Innenräumen attraktive Ausblicke auf die Stadt und die Schwäbische Alb. Damit nicht nur die Nutzerinnen und Nutzer der Labors und Büros in den Genuss dieser Aussicht kommen, wurden die Flure jeweils bis zur Fassade geführt. Die hier eingerichteten Kommunikationszonen haben eine hohe Aufenthaltsqualität, so dass sich der gewünschte fächerübergreifende Gedankenaustausch unter den Forscherinnen und Forschern automatisch ergibt.

Universität Tübingen, Laborgebäude für das Interfakultäre Institut für Biochemie, Teeküche mit Aussicht

Besonderheiten

Nachhaltigkeit

Beim Neubau wurde viel Wert auf die Energieeffizienz gelegt: Das Lüftungssystem ist mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Den verbleibenden Wärmebedarf deckt das überwiegend mit Holzhackschnitzeln betriebene Fernheizwerk. Rückkühlwerke mit Verdunstungskühlung auf dem Dach tragen zur energieeffizienten Erzeugung der benötigten Kälte bei.

Labore

Eine Besonderheit ist das „grüne Klassenzimmer“ auf der Eingangsebene: Der Innenhof kann sowohl vom angrenzenden Hörsaal als auch vom großen Praktikumslabor aus für Unterricht im Freien genutzt werden. Ein Novum ist auch der barrierefreie Labor-Arbeitsplatz im Praktikumslabor, bei dem Abzugshaube und Waschbecken höhenverstellbar sind.

Besondere bauliche Vorkehrungen mussten für die äußerst schwingungsempfindlichen Geräte der Mikroskopie getroffen werden. Um Schwingungsübertragungen zu verhindern, ist der für das IFIB errichtete Gebäudeteil vom Baukörper des ZMBP baulich komplett getrennt. Zudem sind die Laborinstallationen durch sogenannte Schockisolatoren von den Wänden und Decken entkoppelt.

Bauherr

Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Tübingen

Nutzer

Universität Tübingen

Projektleitung und Entwurf

Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Tübingen

Architekt

ArGe WENZEL+WENZEL und RDS Partner

Gesamtbaukosten

43,3 Mio. Euro

Bauzeit

01/2016–05/2020

Dokumentation

YouTube-Film über den Neubau