Amt Heilbronn
Weinsberg – Labor-Ersatzbau für die Analytik der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO)
Anlass
Die 1868 gegründete staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) genießt sowohl im Obst- und Weinbau als auch in Bildung und Forschung einen hervorragenden nationalen und internationalen Ruf. Als Vorreiter für die Anwendung von Analyseverfahren in der Weinanalytik führt sie die Prüfung der Qualitätsweine durch und hat sich für Hersteller*innen aus dem In- und Ausland zu einer zentralen Anlaufstelle für die Analytik von Fruchtsäften, Wein, Sekt und Spirituosen entwickelt.
Die Labore der Weinanalytik waren in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahre 1912 untergebracht, das in den 1970er Jahren für den Laborbetrieb umgebaut wurde. Da die Anforderungen an Laborgebäude im Laufe der Jahre stark gestiegen sind, wäre eine Sanierung erforderlich gewesen, um den Richtlinien, nach denen bestimmte Analysemethoden zertifiziert werden, gerecht zu werden. Kosten und Aufwand für die Sanierung waren jedoch wirtschaftlich nicht darstellbar, so dass die Entscheidung zugunsten eines Ersatzbaus fiel. Der von Vermögen und Bau erstellte Laborbau bietet nun optimale Bedingungen, von denen sowohl die Studierenden als auch die Forschenden profitieren.
Entwurf und Gestaltung
Der Labor-Ersatzbau entstand im Bereich der Zufahrt des Betriebsgeländes. Er bildet den östlichen Auftakt des Staatsweinguts und verleiht diesem ein modernes Gesicht in Richtung Stadt. Der quadratische Hauptteil und der kleine, rechteckige Annex sind im Bereich des Eingangs verschränkt, so dass ein überdachter Eingangsbereich mit vorgelagerter Treppen- und Sitzstufenanlage entsteht. Die von großen horizontalen Öffnungen unterbrochene Klinkerfassade greift das Thema der im Weinbau so wichtigen Boden- und Gesteinsschichten auf: Die horizontalen Lagen aus Ziegeln mit verschiedenen Farbtönen und Formaten erzeugen einen changierenden Effekt.
Das Staatsweingut legte Wert auf großzügige zusammenhängende Laborflächen mit maximaler Transparenz. Mit der kompakten Form des Baukörpers konnte diese Anforderung optimal erfüllt werden. Der Eingang mündet in ein zweigeschossiges Foyer aus Sichtbeton, das als Verteiler und Sammelfläche für Mitarbeiter*innen und Schüler*innen dient. Im Zentrum des Erdgeschosses liegt das Hauptlabor der Analytik, um das sich die fachspezifischen Bereiche, die Dokumentationszonen sowie ein Schülerlabor und Schulungsräume gruppieren. Diese Anordnung ermöglicht flexible Arbeitsabläufe und gute Kommunikationsmöglichkeiten, die durch die Sichtkontakte über die Glastrennwände noch unterstützt werden. Im rechteckigen Annex links des Eingangs befindet sich der Bereich für die Fachschule für Wein- und Obstbau, der hier ein Praktikums- sowie ein Seminarraum zur Verfügung steht. Über die offene Treppe im Foyer sind die Umkleide- und Sanitärräume sowie Lager- und Technikflächen im Sockelgeschoss direkt erreichbar.
Dank der gut gedämmten Fassade, der effizienten Gebäudetechnik, die im Bereich der Labore zum Einsatz kam und der Photovoltaikanlage auf dem Dach kann das Gebäude nachhaltig betrieben werden.
Besonderes: Building Information Modeling
Der Labor-Ersatzbau war ein Pilotprojekt zur Anwendung der modernen Arbeitsmethode Building Information Modeling (BIM). Er wurde anhand digitaler, dreidimensionaler und fachübergreifender Gebäudemodelle geplant. Dadurch war es zum einen möglich, in der Planungsphase Qualität und Transparenz zu erhöhen und zum anderen in der Ausführungsphase Kosten- und Terminrisiken zu minimieren.
Bauherr, Projektleitung
Land Baden-Württemberg vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn
Entwurf, Bauleitung
Birk Heilmeyer und Frenzel
Nutzer
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg
Gesamtbaukosten
6,9 Mio. Euro
Bauzeit
01/2019 - 08/2021